Eli Geiser

"Fuss fassen" ist nicht nur der Titel eines Bildes der Künstlerin Eli Geiser, es ist auch eine Art Lebensaufgabe – eine Aufgabe, die sich durch ihr Werk zieht und es nachhaltig beeinflusst. "Fuss fassen" heisst sich einem unbekannten Ort annähern, ihn ergründen, begreifen, verstehen; im besten Fall dort heimisch werden, sich etwas aufbauen können. Eli Geiser hat das immer wieder erlebt und versucht, zuweilen auch versuchen müssen. Vom Fricktal nach Zürich und zurück mit einem Umweg über Australien; von der Aargauer Kleinstadt in die postkommunistische Millionenmetropole; wieder in die geordnete Schweiz, um bald darauf weiterzuziehen an die quirrlige Westküste der USA und jetzt seit bald zehn Jahren in Bern, das möglicherweise Alterssitz bleibt. Einerseits kamen dem Mensch und der Künstlerin Eli Geiser diese Standortwechsel entgegen. Sie beobachtet ihre Umgebung sehr genau, nimmt Eindrücke ungefilterter wahr als viele andere, sieht das Besondere im Alltäglichen und liebt es, Dinge zu sammeln, zu verarbeiten, zu kombinieren. Entstanden sind daraus Bilder, Objekte, landart-Projekte und Installationen, die nur mit dem Entstehungsort zu verstehen sind und doch über ihn hinausweisen; etwa die femininen Zeichnungen auf Prager Pflastersteinen, der "windfisher" in der Salzwüste von Utah, oder das eigene Farbalphabet, das Eli Geiser aus den subjektiv empfundenen Klangmelodien verschiedener osteuropäischer Sprachen entwickelte. Dieser fruchtbaren Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten steht die Einsamkeit der Künstlerin entgegen, die selten lange genug an einem Ort verweilt, um ein dichtes Beziehungsnetz spannen zu können. Eli Geisers Werke sind denn auch weniger bekannt, als sie es verdienten. Kommt dazu, dass viele ihrer Arbeiten bewusst vergänglich sind: landart-Projekte, die sich die Natur zurückholt; Rost- und Latexbilder, die sich allmählich zersetzen; oder ganz banal Werke, die bei Umzügen zurückbleiben. In mehr als 50 Schaffensjahren ist aber viel Bleibendes und Bleibenswertes zusammen gekommen. Die Retrospektive von Eli Geiser im Ausstellungsraum Stall5 der Visarte Bern verspricht eine anregende und humorvolle Reise durch ein Künstlerinnenleben.